In der Produktentwicklung finden wir immer wieder ähnliche Muster und Gesetzmäßigkeiten, die uns zwar unbewusst bekannt sind, oft aber noch mal eine explizite Darstellung benötigen, um in das Bewusstsein vorzudringen.
Genau diese explizite Darstellung möchte ich in diesem Artikel mit einem Bild geben, dass wir immer und immer wieder betrachten können, weil es so wertvoll in der Bedeutung ist. Und zwar geht es um den "Teufelkreislauf" beim Work In Progress.
Worum geht es?
Sie arbeiten in der Produktentwicklung, erstellen Software, designen Prozesse oder haben allgemein mit Aufgaben (Arbeit) zu tun, die Sie in Ihrem System (zum Beispiel Unternehmen, Team, etc) bearbeiten? Dann sind Sie hier genau richtig. Denn Sie werden eingehende Arbeit haben, die Sie bearbeiten (müssen) und sehr wahrscheinlich sind Sie damit (hoffentlich) irgendwann fertig und können diese Arbeit jemanden zeigen und haben Wert erzeugt (z.B. für einen Kunden).
Welche Variablen wir im System betrachten
In unserem System betrachten wir eine Anzahl von neun interessanten Variablen, die ich Ihnen in den folgenden Abschnitten einmal im Detail vorstellen möchte. Picken Sie sich einfach die Variablen heraus, die für Sie am interessantesten sind, ich verweise bei jeder Variable im System auf die entsprechend korrelierenden Variablen hin, so dass Ihr Einstiegspunkt beliebig sein kann.
Die Variablen sind nicht isoliert zu betrachten, sondern haben immer Auswirkungen im System. Ich betrachte dabei einige ausgewählte Verbindungen, die Sie gerne zur Reflexion nutzen.

Begonnene Arbeit
Die Variable begonnene Arbeit ist der Startpunkt für die Arbeit in Ihrem System. Das kann alles mögliche sein, wie zum Beispiel Fehlertickets, Kundenanforderungen oder auch beliebige Aufgaben auf einer ToDo-Liste.
Eingang für begonnene Arbeit
Ausgang für begonnene Arbeit
Work in Progress
Mit Work in Progress bezeichnen wir eine Variable, die ausdrückt: diese Arbeit haben Sie gerade in der Bearbeitung. Wenn Sie eine große Anzahl an Fehlertickets im System haben, wie auch Kundenanforderungen, dann kennen Sie es: da ist viel zu tun. Wenn Sie an allen Dingen noch gleichzeitig arbeiten, dann wissen Sie, was es bedeutet viel vor sich zu haben.
Eingänge für Work in Progress
Ausgänge für Work in Progress
Fertiggestellte Arbeit
Mit der Variable fertiggestellte Arbeit drücken wir erfolgreich beendete Arbeit aus. Der Kunde freut sich, wenn der Fehler möglichst schnell behoben ist, der Anforderer ist glücklich, wenn Sie eine von ihm gewünschte Anforderung endlich präsentieren können und Sie freuen sich ebenso über eine leere ToDo Liste.
Eingang für Abarbeitungsrate der Arbeit
Ausgang für Abarbeitungsrate der Arbeit
Durchlaufzeit
Die Durchlaufzeit ist eine Variable, die jedes Unternehmen, jeder Kunde und auch (indirekt) jeder von seiner ToDo-Liste kennt. Es dauert einfach seine Zeit, bis etwas durch das System durchgelaufen ist und fertig geworden ist.
Eingänge für Durchlaufzeit
Ausgänge für Durchlaufzeit
Feedbackzeit
Die Feedbackzeit beschreibt als Variable die Zeit, die Sie benötigen, um eine Rückmeldung über Ihre Arbeit zu bekommen. Nehmen wir an, Sie haben eine Anforderung vom Kunden, dann macht es einen Unterschied, ob Sie die Rückmeldung über Akzeptanz der umgesetzte Lösung seiner Anforderung schnell oder später bekommen.
Eingänge für die Feedbackzeit
Ausgänge für die Feedbackzeit
Nicht direkt wertschöpfende Arbeit
Nicht direkt wertschöpfende Arbeit ist Arbeit, die nicht zu dem Ergebnis beiträgt, welches Sie zum Beispiel für einen Kunden erzeugen. Nehmen wir an, Sie haben ein Problem in Ihrer Infrastruktur, dann müssen Sie dieses Problem lösen, bevor Sie dazu übergehen können, wieder mehr Wert für den Kunden zu erzeugen.
Eingang für nicht direkt wertschöpfende Arbeit
Ausgang für nicht direkt wertschöpfende Arbeit
Dringende Aufgaben
Dringende Aufgaben sind Aufgaben, die mit einer bestimmten Dringlichkeit durch das System geschoben werden müssen. Damit führen wir praktisch zwei Arten von Typen ein: dringliche und nicht dringliche Aufgaben / Arbeit.
Eingang für Dringende Aufgaben
Ausgang für Dringende Aufgaben
Blockierte Arbeit
Blockierte Arbeit kann nicht bearbeitet werden. Das kann durch unterschiedliche Gründe passieren. Meistens müssen Sie auf ein Ereignis warten, um eine bestimmte Arbeit zu erledigen. Es können aber auch systematische Fehler sein.
Eingang für Blockierte Arbeit
Ausgang für Blockierte Arbeit
Angst vor Ressourcenverschwendung
Jede Führungskraft kennt die Variable Angst vor Ressourcenverschwendung. Mitarbeiter können ja nicht rumsitzen und nichts tun, also bekommen sie "halt noch etwas mehr Arbeit".
Eingang für Angst vor Ressourcenverschwendung
Ausgang für Angst vor Ressourcenverschwendung
Abarbeitungsrate
Die Abarbeitungsrate ist dann tatsächlich das, was wir schaffen. Abgeschlossene Arbeit zählt dazu und wird direkt aus der fertiggestellten Arbeit gespeist.
Und Scrum?

Wenn wir uns nun Scrum im Detail ansehen, dann finden wir dort Ansätze aus dem Framework, welche direkten Einfluss auf Variablen in unserem System haben.
Und Kanban?
Im Grunde macht Kanban an der Stelle nur eines: es reduziert das WiP Limit in der Bearbeitung und hält dadurch die Aufgaben in der Bearbeitung klein.